Warum Opfer zu Täterinnen werden

 

Immer wieder sind unserer Freundinnen und Freunde auf Facebook fassungslos, dass es gerade Mütter und Großmütter sind, die die weibliche Genitalverstümmelung ihren Töchtern antun.

Was sind das für Mütter, die ihre Töchter quälen, wenn sie das Leid und die Pein der FGM doch schon am eigenen Körper und Geist erfahren mussten? Der Erklärungsversuch hat zwei Gründe. Einen psychologischen und einen sozialen.

1. Der psychologische Grund

Opfer können ihr Leid besser verkraften, wenn sie ihr Leid weitergeben. Somit stehen sie nicht mehr alleine da. „Oft komme es zu pathologischen Abwehrformen wie Ärger, Groll und Rachegefühl.“  Klingt nach: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Richtig!
Die Seele eines Menschen sehnt sich nach Erlösung des ursächlichen Schmerzes. Gerade bei der sogenannten Opfer-Täter-Transition, versucht das Opfer den verlorenen Selbstwert wieder zu erlangen, wenn er sein Leid weitergibt. Bei FGM wird das Frau-Sein zerstört. Diesen emotionalen und kognitiven Stress versuchen die Opfer wieder zu normalisieren, indem sie ihre Töchter auch verstümmeln lassen. „Bei diesem Versuch bemüht sich das ehemalige Opfer das eigene Trauma durch den Übergang in die Täterrolle zu überwinden und der empfundenen Hilflosigkeit entgegenzuwirken.

Als ein möglicher und für mich wichtiger Punkt, FGM wirksam zu bekämpfen ist daher die Ehemänner, Dorfältesten und Geistlichen zu überzeugen. Denn leider sympathisieren die Mädchen oft mit ihren Müttern (Stockholm-Syndrom) und werden als Mütter zu Täterinnen.

2. Der soziale Grund
Im Beispiel aus Kamerun, wo Mütter die Brüste ihrer Töchter bügeln, ist gut nachzulesen, dass die Mütter Angst haben, ihre Töchter können in der überlebensnotwendigen Dorfgemeinschaft nur überleben, wenn sie sich an die „Sitten, Bräuche und Traditionen“ halten. Um weiterhin in die Schule gehen zu können, werden die Brüste „gebügelt“, um verheiratet zu werden, wird die gesamte Vagina entfernt und zugenäht, … Als wichtigste Punkte FGM endgültig zu überwinden, ist daher Aufklärung und Bildung sowie Empowerment (Selbststärkung) für die Mädchen anzusehen.


Ulla Vogelsang drückte diese misogyne Schande passend aus: „Immer wieder dieselbe Scheiße. Statt die Jungs / Männer zu erziehen werden die Mädchen / Frauen gequält.“ Ja das ist vollkommen richtig, aber ein anderes Kapitel. Dazu ein anderes Mal mehr. 

 

by Tobias Schmid (c) 2018

 

Anmerkung: Obige Beispiele und Links kommen deshalb aus der Pädokriminalität, da dieses Feld besser erforscht ist – der Vergleich ist aber unbedingt zulässig!

 

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