Weibliche Genitalverstümmelung in Down Under?

Was ist dran an FGM in Australien?

 

Wissenschaftler und Historiker in Australien berichten davon, dass bei einigen Stämmen der Ureinwohner Australiens früher im Rahmen der traditionellen Initiationsriten eine Art der Genitalverstümmelung vorgenommen wurde, die unter den Typ IV fallen und nicht näher beschrieben sind. Ob dies bei diesen Ethnien noch heute der Fall ist, ist umstritten und wird von den Wissenschaftlern angezweifelt.

Ärzte am Westmead Children's Hospital in Sydney haben eine landesweite Studie veröffentlicht, der zufolge von 2010 bis 2016 insgesamt 59 Mädchen gefunden wurden, an denen eine Genitalverstümmelung vorgenommen wurde, bei den meisten sogar in der gravierendsten Form. Natürlich sind diese Datenerhebungen nicht repräsentativ und die tatsächliche Anzahl von Frauen, die in Australien an den Folgen der FGM zu leiden haben, ist mit Sicherheit deutlich höher. Es handelt sich bei den registrierten Fällen nur um die Mädchen und Frauen, die in den vergangenen Jahren derartige gesundheitliche Probleme aufgrund der Verstümmelung hatten, dass sie das Krankenhaus aufsuchen mussten.

Professor Elliot, der die Station im Westmead Children's Hospital in Sydney leitet, geht davon aus, dass nur in einem oder zwei Fällen die Genitalverstümmelung tatsächlich auf australischem Boden stattfand.

Bei einem von drei identifizierten Mädchen, welche in Australien geboren waren, ist die Genitalverstümmelung in Indonesien durchgeführt worden. Alle anderen Patientinnen erlitten ihre FGM bevor sie nach Australien kamen.

In Australien fällt jede Art von Genitalverstümmelung unter die Gesetze, die Kindesmissbrauch regeln. Trotzdem wurden nur 13 der 59 Patientinnen aus ihrer Familie genommen und in die Obhut des Staates oder einer Pflegefamilie übergeben. Das hängt natürlich auch mit dem Alter der Mädchen zusammen. Die große Mehrheit der Mädchen wurde unmittelbar nach ihrer Ankunft in Australien in Flüchtlingskliniken registriert und behandelt. Ihre Verstümmelung wurde meist in afrikanischen Ländern durchgeführt und lag schon Jahre zurück. Daher bestand in diesen Fällen oft kein Handlungsbedarf. Die Verstümmelungen rückgängig zu machen, ist nicht möglich und daher müssen diese Frauen mit ihren Wunden und der Einschränkung ihrer Lebensqualität leben.

Eine der jungen Frauen kämpft mittlerweile in Australien für mehr Aufklärung und dafür, dass vor allem junge Mütter in Australien, die selbst in ihrer Jugend dieser grausamen Prozedur unterzogen wurden, für ihre in Australien aufwachsenden Kinder eine bessere Zukunft in einem intakten Körper fordern und dies auch gegenüber ihren Familien – egal ob im Heimatland oder in Australien – durchsetzen.

Dagmar

 


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